Die Parkmeile Trudering-Neuperlach und der Betriebshof: Ziele widersprechen sich

Die Parkmeile von Riem über Trudering und Neuperlach bis Neubiberg

Ein Freizeit- und Erholungspark mit integriertem U-Bahn Betriebshof? Ja, Sie haben richtig gelesen: Diese skurrile Kombination von einem Landschaftspark und mitten darin einem gigantischen U-Bahnbetriebshofs könnte in der Tat Wirklichkeit werden, wenn die Stadt München das Projekt „Parkmeile“ nach dem bisherigen Stand der Planungen umsetzt. Dass der Plan vom grenzübergreifenden Erholungsparadies nicht wirklich aufgeht, haben zumindest die Parkmeilen-Planer schon verstanden.

Die Stadt München plant zwischen dem Landschaftpark Riem und dem Landschaftspark Hachinger Tal einen durchgehenden Grünzug, der die östlichen Stadtteile Riem, Trudering, Neuperlach und Waldperlach bis zur Nachbargemeinde Neubiberg hin verbinden soll. Die Gemeinde Neubiberg möchte sich an das Münchner Projekt anschließen und den Grünzug übers Hachinger Tal bis zum Perlacher Forst in Unterhaching fortdenken. 

Für den Teilbereich zwischen dem Truderinger Wald, dem Kieswerk Mächler bis hin zur Ortsgrenze nach Neubiberg hat das Referat für Stadtplanung und Bauordnung in einer Online-Präsentation am 01.12.2021 seine Vorstellungen und Konzepte vorgestellt. 

Die Parkmeile hat nach Angaben der Stadtplaner vornehmlich die Aufgabe, der weiter stark wachsenden Bevölkerung Freiraum für die Naherholung zu sichern und durch ein gut ausgebautes Fuß- und Radwege-Netz umweltfreundliche Verkehrswege-Verbindungen ermöglichen. Sie soll unter Beteiligung der Öffentlichkeit als vielfältiger und multifunktionaler Park entwickelt werden. Der derzeit diskutierte Masterplan  betont außerdem die Bedeutung der Freiflächen als lokale Ventilationsbahn für die Frischluftzufuhr aus dem Alpenvorland für die Wohngebiete im Süd-Osten Münchens. 


Der bestehende Grünzug Im Gefilde zwischen Putzbrunner Straße und Rotkäppchenstraße soll als zentraler Abschnitt in die künftige Parkmeile integriert werden. Am südlichen Ende verbreitet sich die Parkmeile bis zur Stadtgrenze nach Neubiberg Richtung Osten und zwischen Gustav-Heinemann-Ring und Zwergerstraße Richtung Westen. 

Parkmeilen-Planer: U-Bahn-Betriebhof wirkt sich negativ auf Parkmeile aus

Und mitten in diesen Landschaftspark hinein soll ein U-Bahn-Betriebshof von riesigen Dimensionen platziert werden. Abgeriegelt von meterhohen Schallschutzmauern. Mit Lärm-, Licht- und Schmutzemissionen, rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Ein Vorhaben, das nicht widersprüchlicher zur Parkmeile sein könnte, wie die Planer und Verantwortlichen der Stadt in ihrem Masterplan selbst feststellen:

Der zweite U-Bahnbetriebshof wirkt sich mit den dazugehörigen Erschließungsmaßnahmen stark auf die umgebenden Freiflächen aus:

  • Umbau der Arnold-Sommerfeld-Straße mit einer Unterführung, dadurch wird die Wegeverbindung unattraktiver als Freiraumverbindung.
  • Bau von Lärmschutzmauern entlang der Bahnlinie, schränkt die Blickbeziehungen entlang der Parkmeile zusätzlich ein.
  • Verschwenkung der Rotkäppchenstraße und Wegfall der niveaugleichen Querung der Bahnlinie, für eine Über-/Unterquerung der Bahnlinie für den Fuß- und Radverkehr muss gesorgt werden.“

Aus dem „Masterplan Parkmeile Trudering-Neuperlach“ vom 01.12.21, S. 18

Neuperlach kocht: U-Bahn-Betriebshof schneidet kühlende Frischluft ab

Im südlichen Bereich der Parkmeile liegen letzte verbleibende klimarelevante Freiflächen. Diese sind, wie der Masterplan Parkmeile festhält, wichtig für den Luftaustausch mit „lokaler Wirkung“. Auf gut Deutsch: Sie sorgen dafür, dass es in Neuperlach nicht noch heißer wird als es durch die dichte Besiedelung und den Klimawandel eh schon ist. 

„Auf die Grün- und Freiflächen am südlichen Ende der Parkmeile entlang der Stadtgrenze stellen Flächen für den lokalen Luftaustausch zwischen dem Umland und Neuperlach dar. Dennoch weisen große Teile Neuperlachs eine bioklimatische Belastung auf. Diese Situation wird sich durch Nachverdichtung weiter verschlechtern,“ stellt der Masterplan der Stadt München fest. 

Es fehlt allein die deutliche Feststellung, dass ein Betriebshof mitten in der Frischluftzone mit über 20 Meter hohen Gebäuden, riesigen Lärmschutzwänden und den pausenlosen Daueremissionen die lokale Ventilationsbahn Ost regelrecht abschneiden und die Frischluftversorgung Neuperlachs weiter einschränken wird.

Die Frischluftverbindung vom Umland nach Neuperlach wird vom geplanten U-Bahn-Betriebshof regelrecht abgeschnitten
Laut Masterplan der Stadt München, S. 34 führt die Frischluftverbindung vom Umland nach Neuperlach genau über das geplante Betriebshof-Gelände

Der U-Bahn-Betriebshof Neuperlach: Barriere statt Verbindungen

Auch die rund um den U-Bahn-Betriebshof notwendigen Änderungen bilden funktionell und optisch eine Art Demarkationslinie zu Nachbargemeinde Neubiberg und verbauen die Weiterführung des Parks in Richtung Unterhaching. So die aufwendigen Änderungen der Straßen- und Verkehrsführungen mit diversen Über- und Unterführungen, die nicht die U-Bahn, sondern Fußgänger- und Radfahrer in den Untergrund schicken. Die Verbreiterung der derzeitigen Trasse S7 auf mindestens 30 Meter Breite für die Vorhaltung des zweigleisigen Ausbaus der S7. Und nicht zuletzt das Bremstestgleis mit einer bis zu 6,5 Meter hohen Schallschutzmauer auf bis zu 900 Metern Länge. 

„Der geplante Betriebshof stellt für die Freiraumverbindung der Planung tatsächlich eher eine Barriere dar. Die Wegeverbindung wird durch die neue Unterführung komplizierter,“ so die Parkmeilen-Planer.


Masterplan Parkmeile der Stadt München, S. 32

Grünzug Im Gefilde: Was bleibt von Erholungswert?

Der Grünzug Im Gefilde mit großen Wiesen, vielen Spielplätzen, der Skate- und Sportanlage, den angrenzenden Schrebergärten und den städtischen Krautgärten ist eine der wichtigsten Erholungs-, Spiel- und Sportflächen für rund 15.000 Menschen, die in der Umgebung wohnen. Es stellt sich die Frage, wieviel Aufenthaltsqualität und Erholungswert der mittendrin platzierte U-Bahn-Betriebshof und sein verkehrstechnischer Umgriff dort noch übrigließe. 

Stellt sich die Stadt die Parkmeile im Osten so vor? Wir, die hier leben, jedenfalls nicht! Wir leben im und rund um den am dichtesten besiedelten Stadtteil Münchens. Statt noch mehr Barrieren und Emissionen brauchen die Menschen hier Raum um sich zu bewegen, zu leben und durchzuatmen. Statt Alibi- und Etiketten-Politik vom Verkehrswende bis Parkmeile erwarten wir, dass die Stadt München die wenigen verbliebenen Flächen verantwortungsvoll und nachhaltig entwickelt – mit Blick auf die Menschen, die hier leben und über den Tellerrand hinaus in die Nachbargemeinden.

Als Bürgerinitiative unterstützten wir das Projekt Parkmeile – aber bitte ohne U-Bahn-Betriebshof!


Weitere Informationen rund um die Parkmeile:

Süddeutsche Zeitung, 03.12.21, Wilde Brache oder ordentliche Spielwiese
TZ München, 17.02.22, Beitrag zum Klimaschutz und Öko-Lebensraum